Klärung der Wasserfrage beim Projekt "Futuro" Elm nötig
Die geplante Beschneiungsanlage in Elm soll Schneesicherheit bis ins Tal gewährleisten. Ob dies in dem Masse, wie geplant, langfristig überhaupt möglich ist, ist aufgrund des zunehmenden heisseren Klimas und des sich zuspitzenden Wassermangels fraglich. Denn im Skigebiet Elm kann nur dann beschneit werden, wenn der Sernf genügend Wasser mit sich führt und genügend tiefe Temperaturen herrschen. Diese beiden Bedingungen widersprechen sich jedoch: Bei milden Temperaturen steigt der Wasserstand im Sernf. Bei kalten Temperaturen führt der Sernf wenig Wasser. Das bedeutet, dass bei milden Wetterlagen, wie sie im Spätherbst und im Winter als Folge des Klimawandels immer öfters auftreten, oftmals nicht beschneit werden kann, obschon genügend Wasser zur Verfügung stehen würde. Zugleich kann bei länger andauerndem kaltem Wetter auch nicht beschneit werden, weil dann der Sernf zu wenig Wasser führt.
Beschneiung des gesamten Gebiets nur an wenigen Tagen möglich
In den aktuellen Planungsunterlagen liegen lediglich für die beiden Winter 2020-21 und 2021-22 zuverlässige Wasserabflussmessungen im Sernf und tagesgenaue Temperaturen vor. Die Zahlen zeigen, dass insbesondere die Beschneiungsmöglichkeiten in den unteren Lagen bis auf wenige Ausnahmen prekär wären. Gemäss den bekannten Daten hätten beispielsweise Ende 2021 die Pisten in den unteren Höhenlagen um Elm nur an je einem Tag im November und Dezember ganztags und an fünf weiteren Tagen zu bestimmten Tages- oder Nachtzeiten beschneit werden können.
Fehlendes Zukunftsszenario: Noch mehr Wasser nötig für Beschneiung
Durch die Erderhitzung steigt die Schneefallgrenze an. Das führt dazu, dass in Zukunft noch mehr beschneit werden müsste. Dadurch wird auch mehr Wasser für die Beschneiung benötigt werden. Laut dem Schneesicherheitsbericht, auf den sich der Umweltverträglichkeitsbericht stützt, könnte sich der Wasserbedarf von heute bis 2050 von 165‘000 auf 315‘000 Kubikmeter verdoppeln. Diese Verdoppelung wurde leider nicht geprüft. Unklar bleibt, wie sich der andauernde tiefe Wasserstand auf Fische oder Wasserinsekten auswirken wird. Ebenso ist nicht nachgewiesen, dass mittel- bis langfristig genügend Wasser zur Beschneiung bis ins Tal zur Verfügung stehen wird. Somit ist in Frage zu stellen, ob die grossen Investitionen im unteren Bereich der Abfahrt sowie die Auswirkungen auf die Flachmoore und die Fauna gerechtfertigt sind.
Zitate
Anita Wyss, Geschäftsleiterin WWF Glarus: „Die Beschneiungsanlage bringt hohe Investitionskosten und Eingriffe in die Natur mit sich. Sie lassen sich nicht rechtfertigen, wenn nicht die gewünschte Schneesicherheit erbracht werden kann.“
Barbara Fierz, Geschäftsführerin Pro Natura Glarus: „Der mit der Klimaerhitzung zunehmende Wasserverbrauch und die Wasserverfügbarkeit müssen in die Beurteilung des Projektes mit einfliessen. Was bisher nicht in ausreichendem Masse geschah.“
Hintergrund Für die Beschneiungsanlage Futuro müssen diverse Eingriffe in geschützte Lebensräume, in den Wald und in ein Gewässer vorgenommen werden. Die Leitungen sollen Flachmoore durchqueren, es werden Pistenverläufe eingeebnet, wertvolle Kleinstrukturen in der Landschaft gehen verloren und im Sernf wird eine neue Wasserfassung gebaut, die zumindest zeitweise von Fischen nicht durchschwommen werden kann. Auch der Betrieb bringt Eingriffe in die Natur: Durch die Beschneiung, wenn sie denn im gewünschten Masse funktionieren würde, führt der intensivere Skibetrieb zu mehr Störung von Wildtieren in der Umgebung. Die längere Schneebedeckung und künstliche Wasserzufuhr hat Auswirkungen auf die Vegetation, und dem Sernf soll immer wieder bis auf das rechtlich erforderliche Restwasserminimum Wasser entzogen werden. |
Kontakte:
WWF Glarus, Anita Wyss, 079 746 28 67
Pro Natura Glarus, Barbara Fierz, 079 350 56 14