Kraftwerksprojekte
Seit Jahren befassen wir uns mit neuen Wasserkraftwerken und den Ausbauten bestehender Anlagen. Die Wasserkraftnutzung bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Erhaltung der Artenvielfalt, die beide eine globale Herausforderung des 21. Jahrhunderts darstellen.
Wasserkraft versus Biodiversität
Fliessgewässer zählen zu den wichtigsten Lebensräumen für die Biodiversität; deren Erhaltung genauso eine vom Bund definierte Aufgabe darstellt wie die Förderung der Erneuerbaren Energien. Der energetische Nutzungs- und Ausbaugrad der schweizerischen Fliessgewässer ist mit rund 95% aller wirtschaftlich lukrativen Strecken einzigartig hoch. Die durch Wasserkraftanlagen genutzten Gewässer der Schweiz sind oft in einem ökologisch bedenklichen Zustand. Mangelndes Restwasser, Wanderhindernisse für Wasserlebewesen und Schwall-Sunk sind nur drei Stichworte dazu. Insgesamt besteht in der Schweiz ein grosses Defizit an freien Fliessstrecken mit einem naturnahen Abflussregime.
Die einseitige Förderung der Wasserkraftnutzung als erneuerbare Energie gefährdet die von den Gewässern geprägten Lebensräume. Zu viel Wasserkraft schadet der Natur – auch unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Restwassermengen, welche gerade einmal ein Minimum garantieren, damit die Gewässer ihre ökologischen Funktionen noch wahrnehmen können. Jedes Wasserkraftwerk, welches in einem bislang nicht oder nur wenig genutzten Gewässer neu gebaut wird, bedeutet deshalb einen Verlust an Biodiversität.
Goldgräberstimmung im Glarnerland
Die kostendeckende Einspeisevergütung macht auch unwirtschaftliche Kleinwasserkraftwerke rentabel, und im Kanton Glarus ist Goldgräberstimmung zu spüren. So wurden in den letzten Jahren mehr als ein Dutzend Wasserkraftwerke neu gebaut oder erweitert. Wasserkraft gilt in weiten Kreisen als umweltverträglich und wird von breiten politischen Kreisen im Kanton unterstützt. Wenn Pro Natura Glarus sich zu einzelnen Werken kritisch äussert, gar Beschwerde dagegen erhebt, tragen wir einmal mehr den Stempel der Verhinderer. Doch wie steht es wirklich mit der Umweltverträglichkeit der Wasserkraft im Kanton Glarus?
Erneuerungen und Ausbauten
Bei Wasserkraftwerken, welche umgebaut, erneuert und deren Ausbauwassermengen vergrössert werden, kann oft ein Ausgleich zwischen ökologischen Einbussen und Erhöhung der Stromgewinnung gefunden werden. Vor allem, wenn es sich um alte Werke handelt, welche kein oder für die Fischwanderung viel zu geringes Restwasser abgeben, kann eine Erneuerung sogar eine Verbesserung der heutigen Situation herbeiführen.
Intakte Gewässer schützen
Bei Neubauten an bisher nicht genutzten Strecken sieht diese Bilanz hingegen meist anders aus. Hier ist der Verlust an Biodiversität oft gross. Pro Natura Glarus ist deshalb der Meinung, dass die noch verbleibenden ungenutzten Gewässer im Kanton von grossem Wert für die Biodiversität und den Tourismus sind. Sie sollten deshalb ungeschmälert erhalten bleiben, bzw. deren naturnahe Entwicklung sollte gefördert werden.